In meiner Fotoserie “Hey Joe!” lade ich euch ein, an meinen “Walkabouts” teilzunehmen, die ich mit meinem Vater auf der philippinischen Insel Luzon in 2019-2020 und 2022-2023 unternommen habe. Auf den Spaziergängen in Manila, sowie den Provinzen Bataan und Aurora sind wir dem Fluss der Menschen gefolgt.
Die Fotos enstanden bei Begegnungen, die manchmal Sekunden, manchmal mehrere Minuten dauerten.Sie zeigen die Offenheit der Filipinos im Umgang mit Fremden und ihre Natur, immer ein Lachen auf den Lippen zu haben. Sie strahlen trotz schwieriger Lebensbedingungen eine mitreißende Lebensfreude aus.

“Portrait of a Fish Vendor”
Baler, Aurora, Dec. 2019
Aufgenommen auf dem in Baler, Provinz Aurora.
Auf dem Land sind Märkte soziale Zentren, die nicht nur zum Einkäufen aufgesucht werden. Menschen treffen- und unterhalten sich. Die Stimmung ist meist fröhlich; es wird gekichert, gelacht und hin und wieder auch gelästert.

“Buying a Balloon”
Binondo, Manila (Metro Manila), Dec. 2022
Ein Junge wünscht sich einen Ballon in Binondo, Manila.
Binondo wurde 1594 gegründet, als die spanischen Kolonialherren chinesischen Händlern ein eigenes Viertel zuwiesen, das sich damals zum größten Handelsplatz für Silber entwickelte. Dieser Ort gilt als ältestes “Chinatown” der Welt und ist ein lebhaftes Handelszentrum, auf dessen wimmelden Märkten man von Alltagsgegenständen bis spirituellen Artefakten alles finden kann.

“Cable Repair”
Rosario, Pasig (Metro Manila), Dec. 2022
Der übliche Kabelsalat, die übliche Reparaturmethode. Fällt eine Leitung aus, wird eine neue Strippe gezogen, ohne dass die defekte entfernt wird. Die Männer arbeiten hart um die Stromversorgung sicherzustellen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

“Basketball Game”
Barangka Itaas, Mandaluyong (Metro Manila), Dec. 2022
Basketball ist ein zentraler Bestandteil philippinischer Kultur. Ob auf den Straßen Metro Manilas, oder in einem Dorf in der Provinz: Man muss nicht weit suchen, um improvisierte Basketballkörbe (und manchmal auch Bälle) mit spielenden Kindern oder Erwachsenen zu finden.

“Proud Father with Children”
Barangay Kapitolyo, Pasig (Metro Manila), Dec. 2019
Aufgenommen am ersten Weihnachtsfeiertag 2019 in Kapitolyo, Metro Manila.
Im Viertel Kapitolyo herrschte reges Treiben (wie wahrscheinlich überall in Metro Manila); einige Leute waren bereits betrunken, jedoch war die Stimmung freundlich und gelassen. Ein Mann präsentierte mir stolz seine Kinder. Bereits im Kindesalter werden die soziale Unterschiede in der Erziehung von Jungen und Mädchen sichtbar.
Der missionarische Eifer Spaniens und der Vereinigten Staaten in der Kolonialzeit hat der philippinischen Gesellschaft tiefe Spuren hinterlassen. Fast 90% der philippinischen Bevölkerung sind Christen, die meisten davon streng gläubig. Der Sonntag hat eine besondere Bedeutungals Ruhetag und Gelegenheit für die Großfamilie, den Glauben gemeinsam zu praktizieren und zu feiern.

“Old Man taking a Break”
Fort Santiago, Intramuros, Manila (Metro Manila), Jan 2020
Aufgenommen in Intramuros, der spanischen befestigten Altstadt Manilas.
Ältere Menschen haben in der philippinischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Sie wohnen meist mit der Familie zusammen und genießen den höchsten Stellenwert. „Lolas“ und „Lolos“ (Großmütter und -väter) gelten als weise Ratgeber und fungieren als Hüter von Tradition und Werten. Sich ihrem Willen zu widersetzen, führt oft zu Spannungen in der Großfamilie.
Obwohl die schmerzhaften Erfahrungen des zweiten Weltkriegs in der Geschichte gut verankert ist, fehlt deine ausgeprägte Erinnerungskultur zur jüngeren Geschichte. 2022 wurde Ferdinand “Bongbong” Marcos, der Sohn des gleichnamigen Diktators, zum Präsidenten gewählt. Im Geschichtsunterricht wurde die autoritäre Marcos-Era der 1960er und -80er Jahre nicht thematisiert, sodass der jungen Generation wenig von dieser Zeit überliefert wurde. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, die Geschichte umfassend zu lehren, um die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.

“Young Tricyclists”
Morong, Bataan, Dec. 2022
Eingefangen im Markt von Morong.
Traditionell werden Jungs ermutigt, früh Verantwortung zu übernehmen, damit sie später als Familienernährer die Einkommensquelle bilden. Mädchen hingegen werden bestärkt, sich um das Familienwohl und den Haushalt zu kümmern. Trotz der patriarchalischen „Machismo“-Gesellschaft haben jedoch die Frauen oft das „letzte Wort“; kommt der Mann seinen Pflichten nicht nach, wird er häufig energisch von seiner Frau auf seine Versäumnisse hingewiesen.

“Carriedo Street”
Binondo, Manila (Metro Manila), Dec. 2022
Markt auf Carriedo Street in Binondo.

“Going Shopping”
Baler, Bataan, Dec. 2019
Eine Großmutter mit ihrem Enkel beim Einkauf im Markt von Baler.

“Man taking a Nap”
Binondo, Manila (Metro Manila), Dec. 2022
Ein Mann ruht sich an einem warmen Tag in Binondo in einem Tricycle aus. Er beweist die Anpassungsfähigkeit der Filipinos: Sie sind in der Lage, Komfort dort zu finden, wo er verfügbar ist. Besonders wenn die Arbeit anstrengend war.

“Portrait of a Tricyclist”
Binondo, Manila (Metro Manila), Dec. 2022
Das Gespräch begann mit einem beidseitigen Lächeln. Er erzählte von einem Freund, der bereits öfter am Hamburger Hafen gewesen war, nachdem ich erzählt hatte, dass ich in Deutschland lebe. Das Bild entstand als er mir seine Familie und Freunde vorstellte, die neben ihm an der Straßenecke verweilten. Als Abschied sage er mir ich sei „Filipino sa puso“, ubersetzt: „Filipino im Herzen“. Das zeigt, wie sich Filipinos schnell mit Fremden anfreunden.

“Smiling Boys”
Binondo, Manila (Metro Manila), Jan. 2020
„Hey Joe! Where are you from?“
Zwei spielende Jungs begrüßen mich auf einer gut befahrenen Straße. Ein weißer Mercedes-Benz fährt geduldig um uns herum.